Sonntag, 21. Januar 2007

Deine

Deine Haut hebt sich nur schwach vom Weiß des Lakens ab, es dringt ohnehin kaum Licht von außen herein. Inmitten gleichmäßig zitternden Schatten an der Wand wehen Erinnerungen von dir aus fliehenden Sommertagen. In ihnen scheint das Licht der Sonne an dir abzuperlen und leblos auf den Boden zu fallen. Dort unten im Gras knistert es ein wenig, wenn seine vergehende Hitze die Halme versengt. Doch außer mir kann das niemand sehen.

Manchmal habe ich das Gefühl, als fährt ein leichtes Zittern durch deinen ausgestreckten Körper, aber du verrätst nicht, ob es seinen Ursprung in Kälte oder Angst hat. Ein fremder Beobachter würde meinen, diese Frage anhand des Umstands beantworten zu können, dass deine Hände als sichtbares Symbol deiner Hilflosigkeit weit über deinem Kopf am eisernen Gestell des Bettes fixiert sind. Ich hingegen weiß, dass du mir tief unter dem brüchigen Fundament deiner stillen Angst vertraust, auch wenn du nicht erkennen kannst, wessen Hände kaum spürbar über deine Haut streichen. Aus ihrer Art dich zu berühren erzählen sie dir mehr über mich als deine Augen, selbst wenn diese nicht unter einem dunklen Tuch verborgen wären.

Hier an diesem farb- und tonlosen Ort zwischen Wachen und Träumen liege ich an deiner Seite. Beißender Mehltau aus Schuldgefühl und Ohnmacht windet sich meinen Rücken hinauf, während die ersten trüben Strahlen einer Morgensonne ins Zimmer fallen und ruhig auf deinem zitternden Körper schimmern.
Noch immer liegen wir da, und irgendwie schaffst du es, dass nichts an dir verrät, dass du weinst.

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